Schatzkammer Alverskirchen
Bronze, gegossen, ziseliert, H. 19,3 cm, Dm 13,5 cm Westfalen, um 1180/1200, mit jüngeren Ketten 2012 gereinigt Die Feuerschale des Rauchfasses ist als abgeflachte Halbkugel gearbeitet, am oberen Rand durchbrochen und mit gra- viertem Pflanzendekor verziert. Der Deckel ist ähnlich halbkugelförmig, mit vier halbkreisförmigen, durchbrochen gearbeiteten Blattwerk-Ornamenten ge- schmückt, und bekrönt von einem Zen- tralbau (im Stil byzantinischer Kuppelkir- chen) mit seitlichen Apsiden und überra- gendem Mittelturm. Das Rauchfass stellt symbolisch die himmlische Stadt Jerusa- lem dar (G. Jászai). Seit 800 Jahren begleitet es die Gemein- de, und belegt, dass um 1200 selbst in den kleinen Pfarreien des Münsterlandes, das unendlich kostbare, aus Arabien stammende Weihrauchharz benutzt wurde, um eine würdige Liturgie auszu- gestalten. Das ursprünglich nur dem römischen Gottkaiser vorbehaltene Weihrauch wur- de im christlich römischen zur Ehrenbe- zeugung Jesus Christi verwendet und, was vielleicht verwundern mag, später auch übertragen auf die Gläubigen, die in der Liturgie und im Begräbnisritus inzen- siert werden, um zu zeigen, dass die Gläubigen schon in die Sphäre des Heili- gen, die Sphäre Gottes, hineingenommen sind. Die wohl originalen Ketten mit Führungs- schienen zeigt noch die Zeichnung im Kunstdenkmälerinventar von 1897. Literatur: A. Ludorff, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Münster-Land, Münster 1897, S. 22ff; G. Jászai (Hrsg.), Imagination des Unsichtbaren. 1200 Jahre Bildende Kunst im Bistum Münster (Katalog zur Ausstellung des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, Landschaftsverband West- falen-Lippe, Münster, 13. Juni bis 31. Oktober 1993), Band II, Münster 1993, S. 361. 38 Kat.-Nr. 10 Romanisches Weihrauchfass 39
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