Schatzkammerverein: Exkursion und Vortrag
Faszinierende Welt der Glas-Kunst
Alverskirchen - Donnerstag, 28.11.2019
Die Freunde der Schatzkammer von St. Agatha erlebten jüngst zwei kurzweilige und interessante Veranstaltungen, die sich dem Thema „Glasmalerei“ widmeten. Zuerst ging es in den Norden Münsters, wo in einem Industriegebiet die Firma Knack ihren Sitz hat. Die Besucher staunten nicht schlecht über die Vielfalt und Farbenpracht historischer und moderner Gläser in der lichtdurchfluteten Werkstatt.
In der Glaswerkstatt Knack verfolgten die Teilnehmer die spannenden Ausführungen von Inhaber Thomas Weckermann.
In der dritten Generation fertigt und restauriert der Familienbetrieb Knack überwiegend sakrale Glasfenster. Der Inhaber selbst erklärte den Weg von den Rohstoffen bis zu den gefärbten Glasplatten, die fein säuberlich und farblich sortiert in raumhohen Regalen aufgereiht standen, heißt es in einer Presseinformation des Schatzkammer-Vereins. Dieses Ausgangsmaterial wird anhand von Schablonen in die gewünschte Form geschnitten, nach einem Entwurf bemalt und dann im Brennofen zu einer Einheit verschmolzen.
Eine zeitraubende handwerkliche Feinarbeit ist das Restaurieren historischer Verglasungen.
Danach kann es mit Bleiruten eingefasst und mosaikartig zu dem gewünschten Motiv zusammengefügt werden – ein Handwerk, an dem sich seit der Entstehung der ältesten Kirchenfenster nicht viel verändert hat. Auch das Restaurieren verbogener oder zerstörter Fenster demonstrierte der Fachmann am Objekt selbst. Die Gäste stellten zahlreiche Nachfragen, so dass die Zeit wie im Fluge verging.
Kurz darauf ging es dann um eine Blütezeit der Kirchenfenster-Produktion: Der Düsseldorfer Künstler Friedrich Stummel arbeitete zwischen 1880 und 1919 sehr eng und fruchtbar mit der Glaswerkstatt Derix aus Kevelaer zusammen. Referent Martin Kaspar vom Bischöflichen Generalvikariat in Münster betreut und erforscht den umfangreichen Nachlass dieser Zusammenarbeit. Er erläuterte den Zuhörern die geschichtlichen Voraussetzungen und Vorbilder für die Kunst des Malers im so genannten „Nazarenerstil“. So konnten die Betrachter vom farbigen Entwurf im Maßstab 1:10 über den so genannten „Karton“ im Maßstab 1:1 und einem Dia des fertigen Fensters alle Entwicklungsstufen und Veränderungen im Werkprozess nachvollziehen. Bedauerlicherweise sind viele von Stummels Fenstern heute zerstört - einige haben sich jedoch sogar in nächster Nachbarschaft erhalten. Die Teilnehmer beider Veranstaltungen diese und andere Kirchenfenster in Zukunft mit anderen Augen sehen…
Der Vorsitzende des Schatzkammer-Fördervereins, Dr. Hans-Joachim Hubrich (l.), bedankte sich für den Vortrag bei Referent Martin Kaspar vom Bischöflichen Generalvikariat.